So viel "Blech am Stück"
war in Pfinztal-Söllingen vermutlich noch selten zu hören: Am Samstag, 12. Mai 2012, hatte die Neuapostolische Kirche des Apostelbezirkes Nordbaden zum Blechbläsertag eingeladen. 52 Blechbläser, darunter vier Frauen, folgten dieser Einladung. Wer in unmittelbarer Nähe der Räuchle-Halle in Söllingen wohnte, konnte gegen Mittag ein seltsames Schauspiel erleben: immer mehr Autos rollten an. Aus den Kofferräumen wurden aber keine Trainingstaschen und Bälle geholt, sondern schwarze Koffer und schwarze Taschen in höchst unterschiedlichen Größen und Formen. Für manche Beobachter sah das ganz schön verdächtig aus… Bepackt wie Lastesel zog die "Karawane" in die Halle ein. Aber spätestens gegen 13.30 Uhr wurde den Anwohnern klar, was sich hinter den Mauern abspielte: Die "Togo-Fanfare", Erkennungsfanfare des Bläsertags, tönte kristallklar durch die Halle nach draußen. Welch ein Klang! In fröhlicher, harmonischer Stimmung ging es danach an die Arbeit: neun Stücke für Blechbläser wurden unter der Leitung von Dirigent Michael Herzog (Söllingen) eingeübt. Zum Beispiel das bekannte "Abendlied" von J.G. Rheinberger und eine äußerst hörenswerte Bearbeitung des Kirchenlieds "Näher, noch näher…". Aber auch Schwungvolles wie z.B. "Down by the Riverside" oder "In the Hall of the Mountain King" von Edv. Grieg in einer speziellen Bearbeitung für Bläserensembles. Diese Literaturauswahl stellte eine große Aufgabe für die Gruppe dar: war die jüngste Trompeterin doch nur 9 Jahre alt. Dafür konnte den ältesten Hornspieler nichts aus der Ruhe bringen: mit über 70 Jahren hat man viel Übung, was neue Noten anbetrifft. Weil die Spieler nur einmal im Jahr in dieser Formation zusammenkommen, war intensive Probenarbeit notwendig. Trotzdem wurde viel gelacht und gescherzt, und auch der Dirigent nahm es mit dem ihm eigenen Humor, wenn in einer dreistimmigen Passage mindestens acht völlig verschiedene Stimmen zu hören waren. Die leckere Pausenverpflegung durch einige Mitglieder der Kirchengemeinde Söllingen war perfekt organisiert, sodass zwischen den einzelnen Probeneinheiten auch mal "durchgeatmet" werden konnte. Danach stellten sich einzelne Ensembles mit einem Auszug ihres Repertoires vor. Um 17:30 Uhr waren alle Interessierten zum "offenen Werkstattkonzert" in die Räuchle-Halle eingeladen. Und sie wurden nicht enttäuscht: rund eine halbe Stunde lang waren prachtvolle Blechbläserklänge zu hören. Standing Ovations belohnten die Akteure.