Zuerst war es nur ein Gedanke des Orga-Teams, das für die Planung des 100-jährigen Jubiläums der neuapostolischen Gemeinde Neubulach zuständig war: Für die Gemeinde sollte es im Jubiläumsjahr eine besondere Weihnachtsfeier geben! Die Ausschreibung des „Geschichten-Adventskalenders“ in Neubulach, einer Aktion der Evangelischen Kirche und der Liebenzeller Gemeinschaft Neubulach, kam da genau zur rechten Zeit.
„Weltweite Weihnachten, wie feiern Menschen in anderen Ländern?“ war das Thema des „Geschichten-Adventskalenders“. Daraus entstand die Idee, in dem Adventsfenster der neuapostolischen Gemeinde Neubulach Weihnachtsbräuche aus der Ukraine zu zeigen, einem Land, das zur Gebietskirche NAK Süddeutschland gehört.
Zu Beginn der Vorbereitungen wurde zunächst recherchiert, welche Weihnachtsbräuche es in der Ukraine gibt. Anschließend wurde die passende Fensterdekoration gesucht und noch vieles mehr geplant. Dabei entwickelte sich eine – zugegeben etwas verrückte – Idee: Zu der „Adventsfenster-Eröffnung“ waren neben allen Mitbürgerinnen und Mitbürgern aus Neubulach auch ukrainisch sprechende Gäste herzlich eingeladen. Die Idee: „Wäre es nicht schön, wenn jemand diese Gäste in ihrer Muttersprache begrüßen würde?“
Mit Hilfe des Verwaltungs- und Dienstleistungszentrums der NAK Süddeutschland kam schließlich über einige – in der Ukraine immer wieder weitergeleitete E-Mails – ein Kontakt mit einem sehr gut deutsch sprechenden Priester aus der Gemeinde Tscherkassy in der Zentralukraine zustande.
Am zweiten Adventssonntag um 15 Uhr war es dann endlich soweit: Die Weihnachtsfeier konnte beginnen. Nach Kaffee und Kuchen und einem mitreißenden Vortrag der Kinder („In der Weihnachtsbäckerei“) wurden alle Anwesenden gebeten, sich vor dem Kircheneingang zu versammeln. Nun wurde das Adventsfenster enthüllt und ein wunderschön geschmückter Weihnachtsbaum mit silbernen Spinnennetzen war zu sehen. Davor stand ein gebundener Weizenstrauß (der „Didukh“) und die dazu passenden Geschichten wurden vorgelesen (siehe Bildergalerie). Anschließend wurden gemeinsam Weihnachtslieder gesungen, darunter auch „Carol of the bells“, 1914 komponiert von dem Ukrainer Mykola Leontovych.
Zu guter Letzt wurde eine Videobotschaft direkt aus der Ukraine gezeigt. Der bereits erwähnte Priester hatte mit der gesamten neuapostolischen Gemeinde Tscherkassy einen Gruß auf ukrainisch und deutsch aufgenommen und ihn den Organisatoren der Weihnachtsfeier zukommen lassen. In seiner Botschaft sprach er die neuapostolische Gemeinde Neubulach und auch seine ukrainischen Landsleute, die auf der Flucht in Neubulach gelandet waren, persönlich an und wünschte allen schöne und besinnliche Festtage. Am Ende des Videos sang die Gemeinde in Tscherkassy auf ukrainisch „Stille Nacht, heilige Nacht“. Das war eine schöne Überraschung!
https://drive.google.com/file/d/1_o21Gl3AeNj8CaUy1UO6tQmVNe5MpNCz/view?usp=share_link
Mit einem heißen Apfelpunsch konnten sich anschließend alle Gemeindemitglieder und Gäste in der Kirche wieder aufwärmen und sich über das gezeigte Video und die Weihnachtsbräuche der Ukraine unterhalten. Nach einem Abendessen mit Saitenwürstchen, Salat und Brot war die „Weihnachtsfeier mit Überraschung“ zu Ende.
Zu Ende? Nein, nicht ganz. Dank der Teilnahme am „Geschichten-Adventskalender“ entwickelte sich ein schöner E-Mail-Kontakt zur Gemeinde Tscherkassy. Wir wissen nun, wie schwer es ist, in einem Kriegsgebiet Gottesdienste zu feiern, da oft der Strom ausfällt. Gottesdienste ohne Licht, ohne Orgelspiel und vor allem ohne Heizung bei unter 10°C, das kann man sich hier gar nicht vorstellen. Doch wir wollen helfen: In der Gemeinde Neubulach und dem Kirchenbezirk Calw werden nun Spenden gesammelt, um den neuapostolischen Christen in Tscherkassy einen Stromgenerator zukommen zu lassen.