Insgesamt vier christliche Gemeinden sind im Calwer Ortsteil Stammheim vertreten und bieten den Gläubigen ein geistiges Zuhause. Neben unserer Kirchengemeinde sind die Katholische Kirche, die Evangelische Kirche sowie die Evangelisch-methodistische Gemeinde in Stammheim vertreten und leben ein ökumenisches Miteinander.
Gemeinsam mit Vikar Robert M. Beer von der evangelischen Kirche eröffnete der Vorsteher der Gemeinde, Evangelist Michael Hochsprung, die Reihe der ökumenischen Passionsandachten in der Martinskirche. Eingebettet in Musikbeiträge (Quartett, Violine und Klavier aus unserer Gemeinde) stand die Bildbetrachtung „Der gelbe Christus“ von Paul Gauguin im Mittelpunkt der Andacht. “Ich sehe was, was du nicht siehst. – Wir kennen alle dieses Spiel, das uns auf so manch langer Autofahrt begleitet hat und geholfen hat, dass die Zeit schneller vergangen ist. Ich sehe was, was du nicht siehst. Was siehst du, wenn du auf Jesus am Kreuz schaust? Welches Bild würdest du von Jesus am Kreuz malen?“, eröffnete der Vorsteher seinen Redebeitrag und stellt zwei geistige Impulse in den Raum:
„Ich sehe was, was du nicht siehst. Oder siehst du auch, dass Jesus wahrer Mensch war? Stellt er am Kreuz nicht deshalb die bekannte Frage: „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Mt 27,46). Gott ist in Jesus Christus wahrer Mensch geworden. Er kann wirklich mitfühlen, er kann dich verstehen. Er weiß, was es bedeutet, Mensch zu sein. Er weiß, wie es sich anfühlt, wenn man sich verlassen und vergessen vorkommt. Gott tritt mitten in unser Leben, er geht mitten hinein in unsere Situation, er hilft uns in unseren Verhältnissen. Auch dann, und gerade dann, wenn es überhaupt nicht danach aussieht. Verlass dich drauf und schau genau hin…“
„Ich sehe was, was du nicht siehst. Oder siehst du auch, dass sich Jesus am Kreuz in seiner schwersten Stunde mit den Worten „Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände!“ (Lk 23,46) zu seinem Vater hinwendet? Er sucht also auch in der größten Not die Hilfe bei Gott, den er „Vater“ nennt. Auch wir dürfen aufschauen zu unserem Vater im Himmel - in wenigen Augenblicken beten wir gemeinsam das „Vaterunser“. Auch wir suchen bei IHM Trost und Hilfe. Und auch wir dürfen IHM alles sagen und IHM vertrauen. Wir machen uns bewusst: Gott liebt mich, er hilft mir, ich vertraue IHM!“
Mit Fürbitten, dem gemeinsam gesprochenen „Vaterunser“ und dem aaronitischen Segen endete die Andacht. Wobei – das Gauguinbild, das jedem Kirchenbesucher als Geschenk mitgegeben wurde, fragt uns auch noch Tage nach der Andacht: Was siehst du, wenn du auf Jesus am Kreuz schaust…